Ich verstehe dich nicht mehr...
Tipps und Hilfen im Umgang mit Demenz
Konstruktive Kommunikation
Wer mit altersverwirrten Menschen ein Gespräch führt, der muss sich bemühen, sie zu verstehen. Dies beinhaltet auch das Verstehen der Sprache. Altersverwirrte Menschen benutzen oft Begriffe ihrer Jugend. Das kann zum Beispiel statt Landwirt Bauer sein, statt Organist Kantor, oder anstelle von Therme Badeofen sein.
Wichtig ist: Es gibt keine unsinnigen Äußerungen!!!
Die Sprache altersverwirrter Menschen ist eine Signalsprache und beinhaltet emotionale Informationen. Meine Erfahrung lehrt mich, es gibt keinen Grund, in Defizitkategorien zu denken. So ist zum Beispiel die Frage:"Wo ist meine Mutter" der Ausdruck nach Sehnsucht nach Geborgenheit. Der Landwirt schaut hinaus auf die Strasse und sagt, er hätte diesen Acker ein Leben lang beackert. Als Signalsprache gedeutet, heißt dies nichts anderes als die Sehnsucht nach sinnvoller Tätigkeit. "Ich bekomme nicht genug zu essen, die lassen mich verhungern", könnten alte Ängste aus der Nachkriegszeit sein.
In diesem Zusammenhang zeigt es sich auch, wie wichtig es ist, die Biographien alter Menschen zu kennen. Denn das, was lange Zeit gespeichert bleibt, ist das Altgedächtnis, das was in der Kindheit und Jugend erlebt worden ist. Mit dementen Menschen umgehen heißt also auch Zugang finden in eine vergangene Zeit:
Kennen wir die Geschichte und die damit verbundene Biographie alter Menschen, fällt es nicht schwer, helfende Fragen zu stellen. Z.B "Wie war es bei Ihnen zu Hause, wie war es in der Schule, in der Kirche?"
Wichtig ist, keine entweder/oder Fragen zu stellen, z.B. war es damals in der Schule streng, oder ging es eher gelockert zu?" ist eine Frage, die demente Menschen nicht beantworten können.
Richtig ist: "War es damals in der Schule streng?"
Ebenso wichtig ist es, visuelle Möglichkeiten (Bilder, Fotografien, Landkarten) zu nutzen.
Hierbei kann man auch den körperlichen Kontakt herstellen, indem man der dementen Person beispielsweise die Brille aufsetzt, um alte Familienbilder anzuschauen.
Oder man kann mittels eines Bildbandes eine weit zurück liegende Reise nachvollziehen, dabei die Hand führen beim Nachfahren der Reiseroute, Geborgenheit ohne Worte weiter vermitteln. Sind noch Souvenirs vorhanden, bringt das Berühren des Gegenstandes einen Teil "gute Zeit" zurück.
Der demenzkranke Mensch lebt mit Emotionen aus der Kinder- und Jugendzeit, die ihn glücklich machen, ihm das Gefühl geben, geborgen zu sein.
Taktile Möglichkeiten, wie vertraute Gegenstände anfassen lassen, zum Beispiel eine Kastanie, ist ebenfalls eine gute Möglichkeit mit dementen Menschen in Kontakt zu treten. Auch Haustiere und damit verbundene bekannte Rituale wie das artgerechte Füttern eines Hundes oder eine Katzen und der Umgang mit dem Futter geben dem Menschen ein Gefühl von Sicherheit. Der neue Barf Trend, fördert die Senioren auch in der Zubereitung von Futter für das Haustier. All zu oft bereiten sich ältere Menschen nichts mehr zum Mittag zu, da Sie für sich selbst allein kaum noch kochen. Mit der Pflicht, den Hund zu versorgen und zu barfen werden die kognitiven F&auuml;higkeiten im Umgang mit frischen Lebensmitteln trainiert. Besonders Hunde eignen sich hervorragend zu dieser Barf-Therapie.
Eine andere Form ist, die Bedeutung der Musik zu nutzen.
Musik nahm in der frühen Sozialisation heute alter Menschen einen breiten Raum ein. In der Schulordnung von Preußen, gültig bis Anfang des Jahrhunderts, stand, dass im Laufe von acht Schuljahren 20 Kirchenlieder, fünfzig Choräle und 30 Volkslieder auswendig zu lernen waren. Musik kann zur Orientierungshilfe werden, z.B. "Oh wie wohl ist mirs am Abend".
Non-verbale Möglichkeiten nutzen heißt, Signale der Nähe geben, Hände halten, Umarmen, berühren, freundlicher Gesichtsausdruck, Ruhe ausstrahlen.
Und vor allen Dingen: Verlieren Sie nie Ihren Humor!